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7-mal mittwochs!

Mit wöchentlichen Impulsen laden wir euch ein zum Innehalten. Jeden Mittwoch veröffentlichen wir hier Gedanken, die euch durch die Fastenzeit begleiten wollen.
Mit Blick auf unsere Wallfahrtsveranstaltung während der Heilig-Rock-Tage am 29. April zum Thema "Nenn mir einen Grund, in der Kirche zu bleiben!" geben die Texte persönliche Antworten.

Geht mit uns von Aschermittwoch bis in die Karwoche!

 

  • Impuls 5 - 22.03.2023

    Nenn mir einen Grund, in der Kirche zu bleiben!


    Die gesamte Fastenzeit hindurch gibt es in meiner Heimatgemeinde Vallendar die Kunstinstallation "Unbezahlbar" des Nürnberger Künstlers Johannes Volkmann. Sie lenkt mit einem eindrücklichen Symbol den Blick auf die drängende Frage, was im Leben tatsächlich unbezahlbar und unverzichtbar ist - fürs Leben unbezahlbare Werte, Dinge, Ereignisse, Personen oder Momente, die mit Geld nicht zu bezahlen sind. 
    Die Teilnehmenden der Aktion sind aufgerufen, ihre Antworten auf eine völlig in weiße Papiertischdecken eingehüllte Dinnertafel oder auf in weißes Papier verpackte Teller oder das ebenfalls eingeschlagene Besteck zu schreiben. Die Kunstinstallation war auf dem Vallendarer Wochenmarkt und in allen Kirchen der Pfarrei zu Gast und es ist erstaunlich, wie viele Menschen die Gelegenheit genutzt haben, ihre Gedanken auf die Tische oder Teller zu schreiben und so mit anderen zu teilen - gerade auch auf dem Marktplatz und damit in aller Öffentlichkeit. Die Frage, was unbezahlbar im Leben ist, trifft offensichtlich heute ins Schwarze!
    Oft ist da von konkreten Menschen, von Gemeinschaft und Beziehungen zu lesen, von der Partnerin oder dem Partner, der Familie und von Freundschaften, die Halt geben. Darüber hinaus werden oft Frieden und Zeit, Musik und Natur, Kultur und Spirituelles genannt - kaum aber die Kirche als Institution! Nein, die Kirche scheint nicht so hoch im Kurs zu stehen und als unbezahlbar und unverzichtbar zu gelten. 

    Das ist aus meiner Sicht aber ein Fehler! Trotz allem, womit Kirche sich schuldig gemacht hat, und obschon sie die Zeichen der Zeit in der Gegenwart nicht richtig deutet und sich dringend notwendigen Veränderungen gegenüber kaum offen zeigt, ist und bleibt Kirche auch als Institution unbezahlbar. Ich denke da nicht in erster Linie an die caritativen Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Seniorenheime, etc., die die Kirche unterhält. Diese werden von anderen Institutionen auch vorgehalten und sind ohnehin oft staatlich refinanziert. Die Kirche aber ist und bleibt die einzige Institution, die auch heute noch an vielen Stellen ganz uneigennützig und oft wenig populär den Finger in die Wunden unserer Zeit legt und entscheidende Fragen stellt - ohne dabei eher den eigenen Vorteil im Auge zu haben. Das ist bei aller Wertschätzung anderen Institutionen gegenüber z. B. bei Gewerkschaften, Parteien und Interessensverbänden anders. 
    Die Kirche stellt drängende Fragen der Zeit, um der Fragen willen. So fragt die Kirche, wie wertvoll Leben ist, auch das ungeborene. Die Kirche fragt, was gutes, gerechtes und gelingendes Leben für alle Menschen konkret bedeutet und welche Herausforderungen das für uns alle bedeutet. Die Kirche ist es, die die Frage nach dem Sinn unseres Lebens ins Zentrum der Überlegungen stellt, eine Frage, der wir im hektischen Tun doch allzu oft aus dem Weg gehen wollen. Und nicht zuletzt fragt sie, was für den einzelnen unbezahlbar ist.

    Klar, diese Kirche ist dringend sanierungsbedürftig, aber sie ist und bleibt wegen ihres uneigennützigen Fragens und Insistierens unverzichtbar und unbezahlbar! Da halte ich es mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Georg Bätzing, der im Zusammenhang mit der Abschlussveranstaltung des Synodalen Weges gesagt hat: "Diese meine Kirche verdient es, dass wir sie nicht einfach lassen, wie sie ist."


    Josef Pfaffenheuser 
    Kolpingsfamilie Vallendar

  • Impuls 4 - 15.03.2023

    Nenn mir einen Grund, in der Kirche zu bleiben!


    "Die Zukunft gehört Gott und den Mutigen." - So zitierte eine junge Synodale während der fünften Synodalversammlung des Synodalen Wegs in der vergangenen Woche Adolph Kolping. Die zweite Lesung des Handlungstexts "Verkündigung des Evangeliums durch Lai*innen in Wort und Sakrament" führte zu einer langen und kontroversen Diskussion. Am Ende wurde ein aus Bischofssicht "strategisch-kluges" Kompromisspapier beschlossen.
    Das Ganze hat mich an meine Kindheit erinnert. Damals in der 6. Klasse wollten wir so gerne Messdienerinnen werden, aber der Pfarrer erlaubte es nicht. Seine Begründung stütze er auf das vatikanische Verbot: Jungen durften Dienst am Altar tun, also Messdiener werden, Mädchen nicht. Seine Lösung war: Die Mädchen konnten ja zu Kolping gehen. Das hat die Jugendarbeit in unserer Pfarrei für Jahre geprägt. Wir waren damals bereits eine Kolpinggruppe und von der strikten Haltung des Pfarrers sehr enttäuscht, zumal in Nachbarorten sehr wohl Messdienerinnen ihren Dienst taten.

    Warum bin ich dennoch in dieser hierarchisch und ständisch verfassten, krisenbelasteten Kirche geblieben, die mir schon früh und immer wieder Illusionen genommen hat? 

    Zum einen, weil gute Menschen mich den Glauben gelehrt haben: meine Eltern, meine Großeltern, meine Familie. Sie haben mich mit Liebe und Geborgenheit umgeben, mich unterstützt und mir Halt gegeben. Sie haben mich auch in die Kirche mitgenommen und mir ein Gottvertrauen vorgelebt und geschenkt, das mich durch manch schwere Zeit getragen hat. Wir haben über Gott und die Welt geredet und sie gemeinsam erlebt. Später haben Begegnungen bei Kolping mich geprägt, auch dort konnte ich mich entfalten und zu der Person werden, die ich heute bin.

    Und zum anderen, weil ich denen, die keine Veränderung der Kirche wollen, das Feld nicht überlassen will. Mit Vielen will ich Stimme der Veränderung sein. Die 2000-jährige Kirchengeschichte zeigt, dass Kirche sich immer verändert, um Wahrheit und Wahrhaftigkeit gerungen und aus schweren Fehlern gelernt hat. Wenn die Rede vom Bauen am Reich Gottes ist, dann stelle ich mir kein Gefängnis, keine Mauern vor, sondern ein helles, weites Land, in dem ich atmen kann.
    Verharren in destruktiven Strukturen, Stillstand sind Tod. Leben ist Veränderung, Wandlung, Erneuerung. Das sehen und erleben wir jetzt im Frühling. In Gottes wunderbarer Schöpfung wächst, grünt und blüht es. Das wünsche ich mir auch für unsere Kirche: dass sie ihre Buntheit und Vielfalt lieben lernt, dass sie allen Geschöpfen Gottes mit gleichberechtigtem Respekt begegnet, dass sie Fesseln löst und Entfaltung ermöglicht und dass sie frohmachende Botschaften verkündet. Dafür hat Jesus den Tod überwunden und uns den Weg hin zu einem Leben in Gottes überfließender Liebe gezeigt.


    Martina Wagner
    Bildungsreferentin Kolpingwerk DV Trier

  • Impuls 3 - 08.03.2023

    Nenn mir einen Grund, in der Kirche zu bleiben!


    Nenn mir einen Grund noch in der Kirche zu bleiben …
    Schwierige Sache, dass muss ich zugeben und doch so einfach.
    Ich werde hier nun, obwohl ich Theologin bin, keinen hochgestochenen Vortrag halten.
    Nicht Pro und Contra aufzählen, mit Argumenten oder gar Bibelzitaten um mich schmeißen.
    Denn ich finde, das wäre falsch.

    Ich kann dir gar keinen Grund geben, in der Kirche zu bleiben.
    Aber halt! Damit meine ich nicht, dass es ihn nicht gibt.

    Jedoch kann ich dir keinen Grund geben, den musst du für dich selbst finden.
    Denn nur dann ist er auch wirklich wirkungsvoll.

    Gerne aber kann ich dir erzählen, was mein Grund ist.
    Für mich sind es tatsächlich: Glaube - Hoffnung - Liebe.
    Die Grundzüge unseres Glaubens und sie sind so wichtig.
    Ich habe die Hoffnung, dass wir uns am Ende alle wiedersehen, und es ist die Liebe, genauer gesagt, die Nächstenliebe, die mich ausmacht. 
    Die mir wichtig ist.
    Zudem glaube ich daran, dass es für uns alle irgendwie einen Plan gibt und immer jemand auf uns Acht gibt. Der Glaube, dass es da einfach etwas Größeres gibt als uns.

    Glaube - Hoffnung - Liebe
    und wenn mir auch nichts anderes bliebe,
    wären diese mir genug.

    Durch diese drei brauch ich dann auch keine Erklärung und keine Wunder. Sie helfen mir zu warten, auszuhalten und mitzuarbeiten an dieser Religion, die Fehler hat, ja aber die haben wir alle auch.

    Zusammengefasst halte ich es quasi mit Karl Rahner, dieser sagte bereits: "Glauben heißt, die Unerklärlichkeit Gottes auszuhalten."

    Unerklärlich ja, und doch haben viele Menschen schon viel über Glauben gesagt und manchmal sind das Menschen, von denen ihr es nicht erwartet, und so lass ich euch hier zum Abschluss noch zwei Musikvorschläge hier:
    Auch wenn es manchmal regnetvon 23
    Dankevon Sido


    Alexandra Krämer
    Bildungsreferentin Kolpingwerk DV Trier

  • Impuls 2 - 01.03.2023

    Nenn mir einen Grund, in der Kirche zu bleiben!


    Es ist wieder Fastenzeit und wir sind schon mittendrin, aber leider kommt das Gefühl gar nicht so richtig an. Gefühlt geht die Fastenzeit irgendwie unter, die alltägliche Hektik raubt einem die Ruhe und die Zeit. Natürlich könnte ich einfach auf Süßigkeiten oder Fleisch oder … verzichten. Aber was bringt mir das denn, wo ist dann das richtige Opfer?
    Andererseits könnte ich auch sofort die Institution Kirche fasten, einfach mal 40 Tage keine Kirchensteuer bezahlen, einfach mal all den Ärger über die ständigen schlechten Nachrichten, den Missbrauchs bzw. die Missbrauchsskandale vergessen und den Tag genießen. Aber das ist ja auch nicht der Sinn der Sache, denn Fasten heißt ja Verzicht und nicht Belohnung.
    Nun habe ich gleich zwei Herausforderungen, über die ich nachdenken muss, nämlich in der Kirche bleiben oder nicht und auch noch verzichten (fasten).

    Jesus fastete 40 Tage und 40 Nächte (Mt 4,2, Lk 4,2) und nach dieser Zeit führte ihn der Teufel in Versuchung. Im Alten Testament fastete Mose, bevor er die Tafel mit den Worten des neuen Bundes von Gott erhielt (Ex 34,28, Dtn 9,9).
    Wenn ich diese beiden Ereignisse betrachte, waren diese Fastenzeiten keine Bußzeiten, sondern eher Zeiten des Innehaltens und der Vorbereitung auf ein besonderes Ereignis. Zeiten, um Raum im Leben und Denken zu schaffen, damit das kommende Ereignis einen besonderen Platz und besonderes Verständnis bekommt. Wir Christen bereiten uns mit der Fastenzeit auf Ostern vor, auf das älteste und wichtigste Fest, wir gedenken des Tods und der Auferstehung Jesu Christi.
    In der heutigen Zeit 40 Tage auf Essen und Trinken zu verzichten, ist sehr schwer und - denke ich - auch nicht möglich.
    Aber es gibt andere Möglichkeiten: Überlegen wir einmal, wie wir uns Zeit und Ruhe verschaffen können. Ziehen wir uns jeden Tag aus dieser digitalen, schnellen und hektischen Zeit zurück; denken wir darüber nach, wie wir die Menschen um uns herum wieder etwas christlicher* behandeln können, mehr beachten können und nicht nur an ihnen vorbeiflitzen zum nächsten Termin.
    (*Definition christlich: Glaube, Liebe, Hoffnung, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Recht)

    Jesus ist für uns gestorben, um unsere Sünden auf sich zu nehmen, er hat ein großes Opfer gebracht. Können wir uns da nicht täglich für ein paar Minuten darauf besinnen, wie wir anderen Menschen wieder christlicher begegnen und nicht mehr nur noch an uns selbst denken? Ist es zu viel verlangt, wenn wir uns das genau jetzt bis Ostern vornehmen?

    Und wenn ich dann weiter über die beiden Themen nachdenke, komme ich ganz schnell zu meinem Grund in der Kirche zu bleiben:
    Jesus hat sein Leben für meine Sünden gegeben und daran glaube ich.
    Er hat sein Leben auch für all die Sünden und Probleme gegeben, die uns jetzt zum Nachdenken über den Verbleib in der Kirche bewegen. Und falls Du nun denkst, das ist nicht möglich: Für Gott ist alles möglich. Der Mensch ist fehlbar, d. h., all die Probleme, Sünden und Skandale sind von Menschen gemacht.

    Für mich ist das Opfer Jesu ein Grund, in der Kirche zu bleiben und zu versuchen, es anders, es besser zu machen.


    Norman Karpe
    Landesvorsitzender Kolping Saarland

  • Impuls 1 - 22.02.2023

    Nenn mir einen Grund, in der Kirche zu bleiben!


    "Am Aschermittwoch ist alles vorbei …" - wir alle kennen die Zeile aus dem Karnevalsschlager! Die 40-Tage-Zeit beginnt, wir fasten und beten … und jetzt auch noch ein Impuls, warum in der Kirche bleiben?!? JA genau!

    Ich bleibe, weil ich mich nicht von Machtgehabe, hierarchischer Hybris oder Männerbünden vertreiben lasse. Ok, Widerstand und Reaktion sind keine guten Motivationsfaktoren. Da muss es doch noch etwas anderes geben – und ja, immer wieder darf ich erfahren, was mich hält:
    Vergangene Woche durfte ich wegen meiner Arbeit nach Malta zu einer Konferenz fliegen und habe mich erinnert, was mich motiviert, kirchlich engagiert zu bleiben und mich in einem internationalen Verband einzubringen, nämlich bei Kolping.
    Bei der Generalversammlung 2017 in Lima, Peru, durfte ich Delegierte aus den fünf Kontinenten kennenlernen und mit ihnen wichtige Entscheidungen für den Verband treffen. Wir haben diskutiert, engagiert argumentiert, nach neuen Ideen, Ansätzen und Lösungen gesucht und im guten Sinne um Lösungen und Mehrheiten gerungen. Natürlich haben wir miteinander Gottesdienste gefeiert und festgestellt, dass wir durch unseren Gründer Adolph Kolping spirituelle Werte und Formen teilen - auch wenn unterschiedliche Kulturen unterschiedliche Formen von Liturgie und Gebet feiern. Genau das fand und finde ich spannend und bereichernd.

    Vergangene Woche auf Malta habe ich eine Darstellung der "Madonna of sorrows" (Unsere Frau von den Sorgen) gesehen: eine junge, weinende Gottesmutter - kein besonders erfreuliches, aber durchaus reales Bild Marias. Ganz unvermittelt kam mir dabei in den Sinn: Eine Maria von den Sorgen gefällt mir sehr gut, eine Maria, die an unserer Seite steht, wenn es uns schlecht geht, wenn wir Angst haben, wenn wir uns sorgen, wenn wir uns alleine fühlen, am Ende sind, unterdrückt, missbraucht, verlassen werden …
    Das tröstet mich, macht mich stark, weil ich nicht alleine bin. Diese Maria begleitet mich im Alltag, wenn ich traurig, verzweifelt, besorgt bin. Sie begleitet unser Leben und uns als Gemeinschaft von Glaubenden und Suchenden in kollektiven Fragen wie Krieg und Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.

    Ja, ich kann glauben und beten, wenn ich nicht „Mitglied“ der Kirche bin - wie es andere ausdrücken; ich kann am Sonntagmorgen alleine im Wald beten, aber es ist schöner, Teil einer lebendigen Gemeinschaft zu sein - dazu brauche ich die Brüder und Schwestern, Verbündete:
    Menschen, die mit mir auf dem Weg sind; meine Ideen, Ansichten, meine Art von Frömmigkeit, die Suche und Arbeit nach und am Reich Gottes teilen; die mit mir diskutieren, Meinung bilden und Wege suchen Glauben zu leben; die versuchen den Geist Gottes zu finden, ihn zu hören und zu spüren; die mit mir auf dem Weg in sein Reich sind.


    Elke Grün
    Geistliche Leiterin Kolpingwerk DV Trier