ACA Interview mit Stefan Hörsch
Im Interview mit ACA-News erklärt er, warum der Landesausschuss ihm so viel Freude macht und für die Azubis und Berufsschüler in Rheinland-Pfalz so wichtig ist.
ACA-News: Stefan, du bist für die ACA Mitglied im Landesausschuss für Berufsbildung, der
die Landesregierung in Fragen der beruflichen Bildung berät und dessen Mitglieder von der
rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerin berufen werden.
Welche Vertreter bzw. Institutionen sind hier außer der ACA in diesem Ausschuss noch
vertreten? Wie oft trefft ihr euch?
Stefan: Der Landesausschuss für Berufsbildung (LAB) ist mit 6 Arbeitgeber- und 6
Arbeitnehmervertretern sowie 6 Personen der Oberen Landesbehörden besetzt. Des
Weiteren hat jedes ordentliche Mitglied im Verhinderungsfall eine Stellvertretung.
Die Vertreter der Arbeitgeber werden von den Wirtschaftskammern vorgeschlagen (HWK,
IHK, Landwirtschaftskammer, Rechtanwaltskammer, Steuerberaterkammer etc.), die
Vertreter der Arbeitnehmer von einer gemeinsamen Liste des DGB und der ACA (Kolping).
Die Mitglieder aus den Oberen Landesbehörden werden durch Ihre zuständigen Ministerien
vorgeschlagen. (Wirtschaft, Bildung, Arbeit und Soziales, Innen, Umwelt, Finanzen)
Der Ausschuss wird von der Wirtschaftsministerin für eine Amtszeit von 5 Jahren berufen.
Geleitet wird der Ausschuss von einem geschäftsführenden Mitarbeiter des
Wirtschaftsministeriums. Der Ausschuss tagt in der Regel dreimal im Jahr in Präsenz.
Konkrete Empfehlungen wie beispielsweise die Einführung eines Azubi-Tickets
ACA-News: Welche Empfehlungen und Stellungnahmen habt ihr in den letzten Jahren
verfasst, die die Situation der beruflichen Bildung in Rheinland-Pfalz vorangebracht haben
oder voranbringen? Inwiefern profitieren die Azubis davon?
Stefan: Der Ausschuss berät und erstellt Stellungnahmen zu allen Themen, die mit der
Beruflichen Ausbildung in Zusammenhang stehen. So zum Beispiel über die Förderung von
lernschwachen Schülern oder über die Einführung eines AZUBI -Tickets.
Wir machen uns ganz stark für die „Politische Unterstützung“ für die Jugendlichen in RLP. Das
geht von der Berufsorientierung von Jugendlichen in der Schule bis zur Unterstützung bei
Problemen in der Ausbildung.
Auch Grundsatzfragen der Berufsausbildung werden in diesem Ausschuss diskutiert.
Landesausschuss sieht weitere Handlungsfelder in der Lernortkooperation
von Berufsschule und Ausbildungsbetrieben
ACA-News: Wie sehen die Lernortkooperationen zwischen Berufsschulen,
Ausbildungsbetrieben und außerbetrieblichen Einrichtungen in Rheinland Pfalz aus?
Stefan: Die Thematik der Lernortkooperation stützt sich auf den Rahmen der Dualen
Berufsausbildung.
Die Duale Berufsausbildung besteht ja grundsätzlich aus der praktischen betrieblichen
Ausbildung und der theoretischen Ausbildung in den Berufsschulen.
Unsere Empfehlung zur Lernortkooperation sieht weitere Handlungsfelder in diesem Kontext
bei den Themen:
- Schulsozialarbeit
- Sicherung der Ausbildung in der Fläche und des Ausbildungserfolgs
- Sprachförderung während der Schulzeit und Ausbildung
- Sicherstellen einer auskömmlichen Finanzierung der überbetrieblichen
- Berufsbildungsstätten
- Mobilität
- Lehrermangel an Berufsschulen
- Landesverordnung für die dreijährige Berufsfachschule wurde vom Landesausschuss miterstellt
ACA-News: Wie kann die dreijährige Berufsfachschule jungen Menschen in der beruflichen
Ausbildung helfen und wie sehen die Empfehlungen des Landesausschusses hier aus?
Stefan: Die dreijährige Berufsfachschule (3BF) ist eine Sonderform der Ausbildung und über
ein Bundesgesetz als solche zu legitimieren. Der Landesausschuss für Berufsbildung hat
einen Unterausschuss gegründet, dem ich auch angehöre, um eine Landesverordnung für die
3Bf zu erstellen.
Dieser Ausschuss hat die Landesverordnung zur 3BF in mehreren Sitzungen im Jahr 2023 in
Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium erstellt. Diese Landesverordnung wurde dann
vom LAB als Empfehlung für das Bildungsministerium verabschiedet und auch von der
Ministerin in Kraft gesetzt.
Die dreijährige Berufsfachschule ist nur für Berufe freigegeben, die vom Unterausschuss des
LAB befürwortet werden. Hierzu gibt es einen Anforderungskatalog. Eine Zustimmung des
Landesausschusses für Berufsbildung ist hier laut Landesverordnung notwendig.
Die dreijährige Berufsfachschule baut auf zwei Hauptsäulen:
1. Als Ergänzung zur dualen Ausbildung für Berufe, für die keine Ausbildungsstellen
mehr angeboten werden, da es keine Ausbildungsbetriebe mehr gibt (z.B. Maßschneider,
Keramiker).
2. Ein subsidiäres Ausbildungsangebot für Schulabgänger mit großen
Lernschwierigkeiten, um hier eine durchgängige Ausbildung mit umfassender Betreuung zu
gewährleisten.
Gute Finanzierung und Weiterentwicklung der Berufsschulen notwendig
ACA-News: Was muss nach Meinung des Landesausschusses bei den Berufsschulen in
Rheinland-Pfalz in den nächsten Jahren verbessert werden?
Stefan: Der Ausschuss arbeitet eng mit dem zuständigen Bildungsministerium zusammen.
Wir tagen auch in unregelmäßigen Rhythmus in Berufsschulen, um uns ein Bild von den
Leistungen der BBS zu machen.
Grundsätzlich setzen wir uns für eine gute Finanzierung der Berufsschulen ein und
unterstützen mit unseren Empfehlungen eine moderne Weiterentwicklung der
Berufsschulen. Beispiel Digitalisierung: Hier gibt es Berufsschulunterricht bereits komplett
digital. Das wollen wir weiter ausbauen. Genauso wichtig ist uns das Thema Quereinstieg für
Berufschullehrer. Ausbildungssituation in RLP bleibt herausfordernd.
ACA-News: Wie ist die Situation der dualen Ausbildung in Rheinland-Pfalz nach Meinung
des Landesausschusses? Inwieweit finden eure Empfehlungen Gehör?
Stefan: Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt in RLP ist insgesamt nicht sehr gut, da es
demographische Einflüsse gibt sowie eine fortschreitende Überakademisierung, die hier zu
Veränderungen führt. Die Aufgaben bleiben spannend!
Grundsätzlich sind wir ein Beratungsgremium, dessen Beschlüsse für die Gesetzgebung nicht
bindend sind. Dennoch werden unsere Empfehlungen bei der Entscheidungsfindung in den
Gesetzgebungsverfahren herangezogen und auch teilweise berücksichtigt. Bei der dreijährigen Berufsfachschule waren wir sogar an der Gestaltung der Landesverordnung aktiv beteiligt.
Beim Azubi Ticket ist man unseren Empfehlungen leider nicht gefolgt.
Landesausschuss ist wichtiger Bestandteil zur Gestaltung der Beruflichen Ausbildung in RLP
ACA-News: Wie kannst du Dich im Ausschuss als Kolpingmitglied einbringen?
Stefan: Als Kolpingbruder darf ich die Werte von Adolf Kolping im Bereich der Beruflichen
Bildung vertreten. Es macht mir nicht nur sehr viel Freude, sondern ist auch ein wichtiger
Bestandteil zur Gestaltung der Beruflichen Ausbildung in RLP.
ACA-News: Vielen Dank, Stefan, für diesen interessanten Einblick in die Arbeit eines
Ausschusses, der nicht nur diskutiert, sondern auf Landesebene mitgestaltet.
Neben Stefan Hörsch gehört auch Kristina Roch für die ACA als Stellvertreterin dem
Landesausschuss für Berufsbildung an.